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Von Brest über die Biskaya nach Lissabon
Törnbericht von Michael Reinke
Der finale Törn der Saison 2024 war ein segeltechnischer als auch kulinarischer Leckerbissen. Nach Ankunft in Brest konnten Einkäufe und sonstige Vorbereitungen entspannt und mit noch verfügbarem Mietbus durchgeführt werden. Die Mehrtageswettervorhersage gestattete ein in See stechen direkt am Sonntagmorgen, den 11. August. Ziel: Vigo, einmal quer über die Biskaya.
Für einige Crewmietglieder war dies eine Premiere eines anspruchsvollen Mehrtagestörns, andere wollten die Biskaya (nach Nordsee- und Atlantikquerungen) auf ihrer Törn-Bucketlist „abhaken“.
Törnübersicht Brest bis Lissabon. (Quelle: Google Maps)
Rauhe Konditionen auf der Biskaya. (Quelle: Michael Reinke)
Neben Wind und Wellen bot die Biskaya auch eindrucksvolle Sonnenuntergänge.
Sonnenuntergang auf der Biskaya. (Quelle: Michael Reinke)
Der Wachplan konnte ohne Verluste, trotz teilweiser ruppiger Bedingungen, auf der Überfahrt eingehalten werden. Pünktlich zu Sonnenaufgang liefen wir nach 4 Tagen und einer Stunde in Vigo vor traumhafter Kulisse ein.
Einlaufen in Vigo bei Sonnenaufgang. (Quelle: Michael Reinke)
Ein voller Tag Aufenthalt in Vigo bot neben einer schönen Stadt auch den Einstieg in die maritime Kulinarik der atlantischen Westküste. Dieser wurde nahtlos in allen folgenden Hafenorten fortgesetzt. Egal ob Galizien oder Portugal: das Angebot und die Qualität sind hervorragend, die Preise erstaunlich „fair“. Unser Restaurant-Spotter hatte in jedem Hafen bereits das passende Restaurant ausgewählt und für die 9-köpfige Crew die notwendige Reservierung getätigt.
Nach dem Auslaufen aus Vigo gab es nun ständige Begleiter.
Aufgrund des recht kalten Atlantiks (ca. 17 Grad) waren wir recht häufig mit Nebel auf dem Wasser konfrontiert.
Nebel vor der Westküste Portugals. (Quelle: Michael Reinke)
Dank AIS, Radar und Nebelwache am Bug kein Problem, lediglich die an der ganzen portugiesischen Westküste anzutreffenden Bojen von Fischreusen und –netzen, auch weit draußen im Meer, erforderten ständige Aufmerksamkeit.
Typisch auch das Verschwinden des Nebels sobald man wieder an Land geht, hier das Einlaufen in Porto.
Ein weiterer ständiger Begleiter waren auch unzählige Tümmler, Orcas wurden nicht gesichtet.
Einlaufen in Porto. (Quelle: Michael Reinke)
Ständige Begleiter. (Quelle: Michael Reinke)
Ständige Begleiter. (Quelle: Michael Reinke)
Nach einem weiteren Zwischenstopp in Figueira da Foz wurde das Highlight der Westküste erreicht: Nazaré. Wir Umrunden den weltbekannte Leuchtturm Forte S. Miguel Acanjo an der Stelle, wo sich bei perfekten Bedingungen die Wellen auf bis zu 30 m Höhe auftürmen. Bei normalem Atlantikschwell für uns im August kein Problem.
Forte S. Miguel Acanjo, Paradies für Big-Wave Surfer (Quelle: Michael Reinke)
Nazaré aus der Vogelperspektive, im Hintergrund die Hafeneinfahrt. (Quelle: Michael Reinke)
Die letzten beiden Schläge führten via Cascais nach Lissabon, vorbei am Cabo da Roca.
Cabo da Roca (Quelle: Michael Reinke)
Der Tag vor der Ankunft am finalen Werftstandort im Stadtteil Alges konnte noch für eine ausgedehnte Rundfahrt vor der Kulisse Lissabons genutzt werden, unter der Ponte 25 de Abril und vorbei an der Statue des Cristo. Ein schönes Highlight zum Abschluss des Törns.
Einfahrt in Lissabon auf dem Fluss Tejo (Quelle: Michael Reinke)
Rundfahrt Lissabon (Quelle: Google Earth)
Am finalen Schwimmsteg der Werft wurden vorbereitende Maßnahmen für das Winterlager durchgeführt und auf den Krantermin des nachfolgenden Montags um 9:00 (Hochwasser) gewartet.
Vor der Werft in Alges (Quelle: Michael Reinke)
Schön war’s!
Törnbericht Dunstaffnage (Schottland) - Belfast - Dublin 13.07. - 27.07.2024
Tide is king!!
Endlich ist es soweit. Endlich wieder an Deck der Moby Dick III. An Deck dieser wunderbaren, wilden, gemütlichen und seetüchtigen Alten Dame. Auf uns wartet bereits Volker Förmer, unser Skipper. Aufgrund einer Regatta in Oban ist unser Ausgangshafen das nur wenige Kilometer entfernte und sehr romantische Dunstaffnage. Markus, unser Co-Skipper, sowie Bärbel und Uwe Felsmann und ich freuen uns auf tolle zwei Wochen auf unserem Törn von Schottland nach Irland.
Dunstaffnage. (Quelle: Ute Stadler)
Am nächsten Morgen geht es los zu einer einsamen Ankerbucht. Mit wenig Wind und unter zuhilfenahme des Motors durchfahren wir den Cuan Sound, eine der strömungsstärksten Engstellen dieses Gebietes. Bis zu 6 kn Strom kann es hier haben, doch gut geplant und bei slack manövriert uns Bärbel mit sicherer Hand am Ruder zum Ankerplatz. Wichtigster Mann - Uwe, the anchorman. Und schon kann der erste Anleger genossen werden.
Anfahrt zum Ankerplatz. (Quelle: Ute Stadler)
Ankerplatz mit Aussicht. (Quelle: Ute Stadler)
Um einige Seemeilen zu sparen, entscheidet sich unser Skipper für die Abkürzung durch den Crinan Canal - bekannt auch als Schottlands schönste Abkürzung. Crinan Canal - noch nie gehört, aber das ändert sich rasch. Was für ein unglaubliches Bauwerk, 14 km mit 15 Schleusen und das alles erbaut in den Jahren 1794 - 1801. Eng, kurvig, verträumt, anspruchsvoll, hier also sollen wir durch. Mit unserer knapp 19m langen Moby Dick schon eine Herausforderung. Also Leinen los, Ankerplatz adieu, und auf zum Eingang des Kanals zum Loch Crinan. Durch die erste Schleuse zu unserem Liegeplatz, von dem es am folgenden Morgen durch den gesamten Kanal gehen soll.
Anfahrt zur ersten Schleuse. (Quelle: Ute Stadler)
In der Schleuse, ganz schön eng hier. (Quelle: Ute Stadler)
In der Schleuse, ganz schön eng hier. (Quelle: Ute Stadler)
Danach erstmal ein Anleger. (Quelle: Ute Stadler)
Crinan Canal - hier geht’s morgen durch . (Quelle: Ute Stadler)
Noch nie habe ich in einer Schleuse mit 2 anderen Booten gelegen, wo es so eng war. Ein Schauspiel für alle - auf den Booten und an Land. Zwei Schleusenwärterinnen geben uns die richtigen Anweisungen, kein Millimeter hat mehr Platz zwischen uns, sogar die Flagge muss abgenommen werden, damit das Schleusentor zugeht, aber es klappt. Nach der Schleuse festgemacht und noch unser leckerstes Abendessen im Lokal an der Schleuse zu uns genommen. Fantastischer Sonnenuntergang inklusive.
Sonnenuntergang . (Quelle: Ute Stadler)
Ablegen um kurz vor 09.00 Uhr und auf geht’s durch den Kanal. 6 Stunden Einschleusen, Ausschleusen, Muskelkraft, Fender raus, Fender rein, Leinen hoch, Leinen runter, und dazwischen einfach nur genießen. Schönste Abkürzung Schottlands - ja, ja und nochmals ja!!!
Im Kanal. (Quelle: Ute Stadler)
Im Kanal. (Quelle: Ute Stadler)
Im Kanal. (Quelle: Ute Stadler)
Im Kanal. (Quelle: Ute Stadler)
Nach der letzten Schleuse in Ardirshaig um 15.10 Uhr ist unser Ziel Campeltown. Groß und Genua werden gesetzt und ein schöner Segelnachmittag bringt uns an unseren Ankerplatz für die Nacht, kurz vor dem Hafenbecken. Dieses kann wegen der Tide erst wieder morgens angefahren werden. Um 22.35 Uhr fällt der Anker.
Morgens verholen wir uns in den Hafen. Hier bleiben wir die nächsten drei Tage. Der Wind spielt nicht mit. Pubbesuche, Spaziergänge, Basteleien - langweilig wird es trotzdem nicht. Und nicht zu vergessen einige Robben, die regelmäßig zu den Fischerbooten kommen, sobald diese Ihre Boote säubern. Aus dem Kojenfenster kurz nach dem Aufwachen Robben beobachten - das hat schon was.
Irische Robbe. (Quelle: Ute Stadler)
Spaziergang in Campeltown. (Quelle: Ute Stadler)
Am Samstag um 03.55 Uhr wird abgelegt. Der Plan für die Wachwechsel wurde am Vorabend festgelegt, nun weiß jeder, wann er die warme Koje verlassen muss. Teils unter Segel, teils unter Motor erreichen wir in dickem Nebel um 13.45 Uhr Bangor. Ein schöner Hafen, der in der Nähe von Belfast liegt. Hier kommt unser neues Crewmitglied Elke an Bord. Am Sonntag erkunden wir Belfast mit dem berühmten Titanic Museum. Beeindruckend, aber auch mit einem mulmigen Gefühl geht es durch die Ausstellung. Welch schreckliches Unglück! Das müssen wir erstmal verdauen und so geht es in Belfast downtown sogleich ins nächste Pub. Live-Musik, nette irische Bekanntschaften und ein gutes Guiness, was will man mehr.
Belfast . (Quelle: Ute Stadler)
Pubbesuch (Quelle: Ute Stadler)
Am Montag geht es weiter. Viel Wind ist nicht, aber es reicht, um zumindest teilweise unter Segel unseren nächsten Hafen Ardglass am frühen Nachmittag zu erreichen. Ein einziger Steg, an dem unsere Moby Platz hat, und der ist frei. Welch Glück! Ardglass bekommt eindeutig einen Platz in unseren Herzen. Ein kleiner, schon seit dem Mittelalter genutzter Naturhafen, grüne Hügel ringsumher, eine alte Burg, heute Clubhouse für einen Golfclub und ein sehr freundlicher Hafenmeister. Spannend wird der Wasserstand - am nächsten Morgen haben wir 1,5 m auf unserem Tiefenanzeiger. Doch Volker bleibt “Tiefen”entspannt. Tide is king, aber mit unserem Skipper kein Problem.
Ardglass - gut geschützt(Quelle: Ute Stadler)
Clubhouse des Golfclubs mit Ruine(Quelle: Ute Stadler)
Dann um 10.45 Uhr, am Dienstag, abgelegt. Und wie! Ein blitzsauberes Eindampfen in die Achterleine und die Moby dreht ihren Bug genau 90 Grad in Fahrtrichtung, so geht das! Nächstes Ziel: Carlingford. Ein Hafen, etwas innerhalb eines Fjordes, der Nordirland von Irland trennt. Unter Vollzeug mit Groß, Besan und Genua geht es gemütlich zum Eingang des Fjordes. Jetzt heißt es wieder Tiefen beachten und Fähren passieren lassen, im engen Fahrwasser Kanal nicht ohne! Wieder müssen wir vor Anker auf die richtige Höhe zum Passieren der Hafeneinfahrt warten. Um 22.10 Uhr legen wir dann in Carlingford an.
Am nächsten Morgen der Entschluss, wir bleiben. Der Wind spielt nicht mit. Der Hafen ist - naja - sagen wir mal seltsam. Um an Land zu kommen, muss man eine Leiter hochklettern, die auf ein altes, verrostetes Schiff führt, das man dann überqueren muss. Bei Niedrigwasser hängt diese Leiter in der Luft und kann nur mit einigen sportlichen Fähigkeiten überwunden werden. Auch hier haben wir den Tiefenmesser stets im Blick. Ein bisschen Schlamm Berührung haben wir wohl.
Carlingford selbst ist ca. 800 Meter entfernt, ein nettes mittelalterliches Städtchen und auch hier schmeckt das Guiness (allerdings nicht jedem 🙂).
Seelenverkäufer (Quelle: Ute Stadler)
no words needed (Quelle: Ute Stadler)
Nicht ganz so traurig verlassen wir durch die enge Ausfahrt morgens bei passender Tide um 4.45 Uhr den Hafen. Auf geht's nach Dublin in einen nahegelegenen Hafen namens Malahide. Wieder können wir segeln bei moderaten Winden, wie schön, es wird das letzte Mal in diesem Urlaub sein. Nach einem kurzen Anker Stop vor der Hafeneinfahrt, um auf tieferes Wasser zu warten, legen wir am Nachmittag in Malahide an. Eine nette Marina mit tollem Ausblick auf das gegenüberliegende Naturschutzgebiet und zwei Wracks, die bei niedrigem Wasserstand langsam, wie von Geisterhand auftauchen…und ein idealer Platz für den Crewwechsel. Der letzte Tag wird für manche mit einem Besuch von Dublin genutzt. Andere machen sich bei herrlichem Wetter zum Strand auf den Weg.
Unvergesslich unser letzter Abend im Restaurant - Emotionen, Erinnerungen an Ernst und Sigi und an alle, die auf diesem wunderbaren Segelboot über die Meere gesegelt sind. Auch das muss sein !!!! Adieu and Bye-Bye Moby Dick, schee wars !!!!
Malahide Strandbild(Quelle: Ute Stadler)
Schee war’s(Quelle: Ute Stadler)
Unterwegs in Schottland
… zwischen Oban und Tobermory
Moby Dick III kreuzt in Schottland. (Quelle: Lars Croese, SY Jantien, Amsterdam)
Stammtisch am 07. Juni 2024 fällt aus!
Der Stammtisch am kommenden Freitag muss aufgrund der aktuellen Hochwasserlage leider ausfallen.